Freitag, 10. April 2015

Wo ist sie hin, die Qualität?!

Moin Moin ihr Lieben,

angeregt von ein paar Diskussionen in der letzten Zeit zur Qualität von älteren Abfüllungen im Vergleich zu neueren oder auch den Ersatz von Abfüllungen mit Altersangabe durch NAS möchte ich einfach mal ein paar Gedanken dazu loswerden.

In Bezug auf die Qualität von Whisky sollte man zunächst differenzieren, was man unter Qualität direkt versteht. Es gibt verschiedene Arten, wie sich Qualität ausdrückt und komplett nüchtern, ohne Wertung betrachtet, ist die Qualität von heutigem Whisky auf rein technischer Ebene der Herstellung auf einem Niveau, was deutlich über Abfüllungen aus 70er-, 80er-, 90er-Jahren liegt. Herstellungsprozesse sind so sehr optimiert und die Verfahren bei der Destillation auf einem konstanten, messbaren und wiederholbarem Level, wie nie zuvor. Das ist insgesamt nicht verwunderlich, denn technischer Fortschritt hat auch hier Einzug gehalten. Vielleicht ist aber gerade dieser technische Fortschritt das Problem, dass es keine „Ecken und Kanten“ mehr gibt. Es geht vielmehr um Reproduzierbarkeit von aktuellen Ergebnissen, was nur durch einen hohen Einsatz an Technik machbar ist. Ich würde dies zusammengefasst als objektive Qualität betrachten, welche tatsächlich über Jahre hinweg verbessert wurde.

Aber lassen wir das technische Gefasel außen vor, die ständige Überprüfung von Temperaturen, automatische Regelungen, Anpassungen, Optimierungen, dann kommen wir auf eine Ebene, die ich als subjektive Qualität bezeichnen würde und dort geht es dann um den Geschmack, den Geruch, allgemein die Sensorik. Und hier wird schnell deutlich, dass neuere Abfüllungen oftmals nicht so viel Ausstrahlung haben, wie ältere. Woran das liegt? Auch das ist nicht zu 100% zu beantworten, aber ich würde behaupten, dass es daran liegen mag, dass früher die extreme Betrachtung des Herstellungsprozesses nicht so ausgeprägt, so stilisiert gewesen ist, wie heute. Weniger Perfektionismus, mehr Handwerk, nur so bekommt man auch „Ecken und Kanten“. Und ob Alter oder NAS, das wäre beides vollkommen egal, wenn sich die Brennereien auf alte Traditionen zurückbesinnen würden bzw. könnten. Den Riegel schieben die großen Konzerne vor, bei denen in erster Linie die Zahlen stimmen sollen. Ob dort ein paar Maltheads auf der Strecke bleiben, sorry, aber das ist denen egal. Ob der Talisker 10 Jahre anders schmeckt als vor 20 Jahren, pffft, drauf g’schissen, solange er gekauft wird. Und ob eine Altersangabe einem NAS weichen muss? Dann ist das so, denn statt des Talisker 10 gibt's dann den Skye und der wird, solange es ihn gibt, immer (sehr) gleich schmecken, der Technik sein Dank.

Es gibt natürlich auch heute noch genug Abfüllungen, die super schmecken, darauf will ich auch nicht hinaus, nur hat ein genereller Wandel stattgefunden für den häufig die Brennereien nichts können. Wir sollten die Qualität immer differenziert betrachten, wobei es unumstritten ist, dass der Whisky schmecken muss. Ähnliche Beispiele kennen wir genug z.B. wenn es um Bier geht. Beck’s, Holsten & Co. sind nicht zu vergleichen mit einer Handwerkskunst eines kleinen bayrischen Brauers (verzeiht, es gibt natürlich auch außerhalb Bayerns tolles Bier), der aber auch keine 2,3 Millionen Hektoliter im Jahr produziert. Dafür kann man sicher sein, ein Beck’s überall mit gleichem Geschmack zu bekommen. 
Hier heißt es Masse statt Klasse, wobei ich mir das häufiger anders herum wünschen würde.

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