Samstag, 31. Mai 2014

Warum in die Ferne schweifen - TEIL 1 - Kleinbrennerei Fitzke

Whisky kommt aus Schottland und nicht von woanders! Diese Meinung vertreten viele Menschen. Aber auch in Deutschland gibt es mittlerweile eine große Anzahl an aktiven Brennereien, die Whisky produzieren. Bei weitem nicht in so großem Ausmaß wie einige schottische Vertreter (schließlich gibt es auch hier kleine Destillen), aber dennoch mit viel Liebe zum Detail und teils herrausragenden Ergebnissen.

In den kommenden Wochen möchte ich euch einige ausgewählte, besondere, Destillen und deren Produkte vorstellen. Vielleicht wecke ich ja das Interesse auch mal diese, teils etwas anderen, Abfüllungen zu probieren.


Kleinbrennerei - Fitzke



Quelle: SWR / Dirk Starke - Website Fitzke

Die erste Destille, die ich vorstellen möchte, liegt im Schwarzwald: es ist die Kleinbrennerei Fitzke. Ich bin vorallem durch die Bewertung in der Whisky Bible 2014 aufmerksam geworden. Jim Muray vergibt hier 96 von 100 Punkten für den Derrina Einkorn Single Grain Whisky. Aber zunächst zum kleinen Unternehmen.
Die Brennerei ist seit 1874 im Familienbesitz und in erster Linie kein Whiskyproduzent. Vorallem die Produktion von Obstbränden und Likören liegt im Vordergrund, was man, zugegebenermaßen, auch im Whisky rausschmecken kann - hierzu später mehr. Das Getreide was für die Produktion verwendet wird stammt aus kontrolliert biologischem Anbau und seit 2004 wird hier Whisky produziert. Und das besondere an den Derrina Whiskys ist, dass nicht nur Gerste, sondern auch Weizen, Roggen, Mais, Dinkel, Grünkern, Kamut, Emmer, Einkorn, Buchweizen, Hafer, Hirse, Reis und Triticale verwendet wird.
Nach dem zweifachen Brennvorgang wird das Rohdestillat dann für ein halbes Jahr in neuen, leicht getoasteten, 30 Liter Fässern aus slowenischer Eiche und anschließend für 2,5 Jahre in eigenen, gebrauchten Fässern der vorherigen Whisky-Sorte, gelagert. Finish-Fässer gibt es nicht, denn der Grundgedanke ist es, die Getreidebrände in reinen Whisky auszubauen. Es wird kein Farbstoff verwendet und beim Heruntersetzen auf Trinkstärke, mittels Schwarzwälder-Quellwasser, nicht kühlgefiltert.
Was dann entsteht, das ist etwas ganz Besonderes und der Leitsatz auf der Website trifft voll und ganz zu:
Unser Ehrgeiz und Ziel ist es, innovative und ganz andere Whiskys als der Rest der Welt herzustellen.


Derrina Einkorn Single Grain Whisky / 43%

Das Sample-Fläschchen


Ich möchte nun natürlich auch den Whisky vorstellen, der die grandiosen 96 / 100 Punkten erhalten hat und ich nehme gerne vorweg: er schmeckt großartig. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Herrn Fitzke für das Sample Fläschchen!
Ich bin zunächst unvoreingenommen ans Tasting gegangen und habe mich davon freigemacht, ihn direkt mit einem Single Malt oder selbst mit einem traditionellen Single Grain zu vergleichen. Nachdem ich ihn ins Glas gefüllt hatte fiel mir die recht helle, leicht goldene Farbe auf. Schwenkt man ihn im Glas, kann man durchaus die leichte Schlierenbildung beobachten. In der Nase macht sich zunächst etwas strenges breit, erinnerte mich an Modellbaukleber, aber sehr angenehm und es folgen leichte Noten von Zitrus und dazu eine gewisse Süße. Auf der Zunge spürt man eine leichte Schärfe, aber im selben Atemzug auch eine Weichheit, die eindeutig auf das Brennverfahren zurückgeht. Hier findet man schnell Parallelen zu Obstbränden und ganz eindeutig Vodka. Ein bisschen Wachholder, etwas Gin-ähnlich und ein Hauch Kirsche legen sich sanft in die Mundhöhle. Die Weichheit wandelt sich in Süße, leicht wie Honig oder eine Art weiches Karamellbonbon. Dies zieht sich auch in das Finish hinein und der Abgang ist angenehm. Es kommen leichte Noten von Kaffee/Espresso hinzu und insgesamt ist der Abgang schön lange und nachhaltig.

Ich persönlich zähle diesen Whisky zu den absoluten Top-Kandidaten die ich bisher probiert habe. Er ist in jedem Falle anders, aber besonders, etwas ungewöhnlich, aber nicht zu komplex, sondern eher etwas verspielt. Für Rauch-Enthusiasten fehlt hier sprichwörtlich der Dampf, jemand der eine Sherry-Süße erwartet, wird hier enttäuscht. Ich mag hier auch keine Vergleiche anführen, da ich hier schlichtweg nichts passendes finde, was diesem edlen Tropfen nahekommt.

Mehr Infos gibt es natürlich auf der Website (dort habe ich auch die Infos her):
Kleinbrennerei Fitzke








Montag, 12. Mai 2014

Laphroaig Select - der neue NAS


Vor kurzem bekam ich Post von Laphroaig mit einem kleinen Sample des neuen Laphroaig Select. Einige von euch werden sicherlich davon schon gehört haben und ich möchte heute einmal, in einer etwas anderen Form, beschreiben, wie diese neue Abfüllung schmeckt und vielleicht wecke ich ja bei einigen auch den Wunsch diesen neuen Islay-Whisky zu probieren.





Am Morgen...

Ich bin früh aufgestanden, damit ich den Sonnenaufgang miterleben kann. Und kaum erscheint die Sonne am Horizont, wärmen mich die goldenen Strahlen. Sie leuchtet heute ganz ungewöhnlich, ganz ohne Rotstich. Ich mache mich auf den Weg und hoffe eine herrliche Wandertour vor mir zu haben.

Der Ausflug...

Seit einigen Stunden bin ich nun unterwegs an der Steilküste und ich kann das Lagerfeuer, dass unten am Strand lodert, in der salzigen Luft riechen. Ich beschließe mich zu setzen. Es hat am Vortag geregnet und das nasse Moos duftet kräftig, leicht moderig. Während ich pausiere, nehme ich etwas Proviant zu mir. Dieses herrlich hönigsüße Gebäck mit Orangenfüllung. Ich breche wieder auf und mache mich auf den Rückweg

...wieder Zuhause...

Als ich nach dem langen Marsch nach Hause komme rieche ich den nassen Torf, der unter meinen Schuhen klebt. Es duftet nach frischem Vanille-Pudding und ich beschließe etwas zu lesen. Mein altes Lieblingsbuch, mit diesem unverwechselbaren Geruch von altem Papier im Ledereinband. Und während ich in meine Traumwelt flüchte weht von draußen die salzige Luft durch den Fensterspalt.

...auf dem Weg ins Bett.

Ich resümiere den Tag, der insgesamt nicht so anstrengend war, wie zunächst vermutet. Im Gegenteil, ich merke meine Beine kaum und meine Haare riechen nur noch leicht nach dem Feuer. Die Süße der Zahnpasta ist auch schon fast verschwunden und zufrieden lege ich mich ins Bett, aber frage mich zugleich, ob ich heute hätte noch mehr unternehmen können. Bereits mit 10 Jahren habe ich deutlich längere Touren unternommen, aber für Unerfahrene wäre dies sicherlich eine Überlegung wert und für knapp 30€ bekommt man genug Verpflegung für den ganzen Tag.



Montag, 28. April 2014

Whisky und Schokolade

Nachdem mein letzter Artikel etwas länger her ist, möchte ich euch gerne eine kleine Anregung für das nächste Whisky-Tasting vorstellen. Die Überschrift lässt es bereits vermuten, es geht hier um Whisky und Schokolade.

Ich bin selbst vor einiger Zeit über dieses Thema gestoßen und habe nun selbst probiert, wie gut dies beides zusammenpasst und ich muss gestehen, hervorragend. Aber bei der Auswahl an Whiskys und auch Schokolade ist es keinesfalls einfach sich zu entscheiden. Ich stand im ausgewählten Fachhandel vor dem Schokoladenregal und war zunächst überfordert. Mir war von vorneherein klar, dass es weder die Lila Kuh, noch quadratisch, praktisch, gut werden sollte. Vielmehr habe ich mich bei den Edelschokoladen umgesehen und auch hier kann max sehr schnell, sehr viel Geld loswerden. Für den Einstieg habe ich mich entschieden drei verschiedene Sorten zu kaufen. Eine herbe Schokolade mit ca. 55% Kako-Anteil, eine etwas stärkere mit 77% und Orangen-Aroma und zuletzt für 90% Kakao. Die Auswahl ist so groß, dass ich hätte viel mehr besorgen können, doch welche Ideen mir gekommen sind, dazu später mehr.

Welcher Whsiky zur Schokolade?

Den richtigen Whisky zur Schokolade zu finden, da bin ich ehrlich, ist nicht einfach und es gibt hier absolut kein falsch und kein richtig. Man sollte sich im Klaren sein, dass hoher Kakaoanteil auch eine enorme Bitterkeit mit sich bringt und daher ergeben sich interessante Varianten: 90% Kakao + Laphroaig 10 Jahre ergeben eine bombastische Mischung. Aber ebenso kann es interessant sein etwas mehr Sherry zu wählen, wie z.B. einen Bushmills 16 Jahre. Der Fantasie sind absolut keine Grenzen gesetzt und es gilt hier seine eigene favorisierte Kombination rauszufinden.

Tasting, aber wie?

Wie genau man nun Schokolade zum Whisky kombiniert ist auch eine ganz eigene Sache. Ich empfehle zunächst ein Stück Schokolade zu verkosten. Dieses dabei auf der Zunge zergehen lassen und den sanften Schmelz spüren. Feine Geschmacksnuancen herausfiltern und spüren wie sich die Bitterkeit und der Kakao entfalten. Dabei kann man ruhig mal am Glas riechen und spüren, wie sich die Aromen verändern. Erst nach der Schokolade, wenn diese gänzlich aus dem Mund verschwunden ist, den Whisky probieren. Und dann wird man merken, wie die Geschmacksnerven, zuvor durch die Bitterkeit belastet, ganz neue Wahrnehmungen offenbaren.

Schokolade und Whisky parallel zu verkosten, reizt zwar, aber geschmacklich wird es hier einfach zu komplex und verwirrend. Persönlich gefällt mir dies nicht.

Ideen zum verkosten...

Während des Verkostens sind mir viele weitere Ideen gekommen. Weiße Schokolade + Bourbon, Schokolade mit Salz + Talisker, Kirschschokolade + Glenfarclas aus dem Oloroso-Fass. Sollte jemand weitere spannende Ideen haben, so lass ich mich gerne inspirieren und vielleicht ließe sich auch mal ein entsprechendes Tasting veröffentlichen.

In diesem Sinne: schönes Experimentieren!





Montag, 31. März 2014

Der Einstieg in die Whisky-Welt

Ich habe seit heute Urlaub und den Tag über schon darüber nachgedacht, was ein Thema wäre, welches ich mal behandeln kann. Klar, ich kann hier viele News schreiben, aber ich dachte mir heute, dass es mich interessiert, wie euer Einstieg in die Whisky-Welt verlief. Dazu möchte ich euch gerne auf meine kleine Reise in die Vergangenheit mitnehmen und erzählen wie alles bei mir begann. Ich freue mich auf Kommentare von euch und eure Erlebnisse.

Es begann in der Jugend

Zugegeben war ich nicht volljährig, als ich meinen ersten Whisky getrunken habe. Und zu meiner schande
Quelle: www.glenfiddich.com
war es Jim Beam mit Cola. Ich denke, dass ich dort für viele spreche, die einen ähnlichen ersten Kontakt mit Whisky hatten. Um es genau zu nehmen "Whiskey", der kleine Unterschied mit dem "e" war mir damals nicht bewusst. Geprägt von verschiedenen Filmen und dort, oftmals einflussreichen, auftretenden Personen, lies ich es mir dann aber nicht nehmen, auch mal pur zu kosten und was soll ich sagen, es war scheußlich.

Nunja, mir war bekannt, dass es Bourbon und Scotch gibt. Da der Jim Beam nur mit Cola erträglich war (was ich heute immer noch so empfinde) und das Geld noch knapp, wurde in den wöchentlichen Prospekten der Supermärkte Ausschau gehalten. Und da war dann Johnnie Walker Red Label. 10€ waren viel Geld, aber es musste sein. Es war zu Weihnachten, als wir mit der Familie angestoßen haben und ich, sehr stilvoll, meinen Johnnie auf Eis aus einem Tumbler trank. Und ich muss sagen, da war die ersten Lust auf Scotch geboren.

Bei den ersten Recherchen nach verschiedenen Whisky wurde mir erst bewusst, wie teuer dieses Hobby wohl werden würde. Aber später mit dem ersten eigenen Geld wurde auch fix klar, dass der Preis auch deutlich was zu sagen hatte. Es folgten Glenfiddich, Glen Grant, Dimple. Beim Glenfiddich war ich mir sicher mein Getränk gefunden zu haben.

Eines Abends ging es dann in einen Irish Pub. Die Karte mit den Whiskys war riesig und ich konnte mich nicht wirklich entscheiden. Ich war auch von den Preisen angetan und versuchte einige Whiskys zu erkennen, deren Name ich bereits irgendwo gelesen hatte: Ardbeg TEN!!! Ich weiß noch den Kommentar meiner Freundin nach dem Abend: "Du stinkst wie ein Kamin!". Aber trotzdessen war ich ungemein angetan von diesem Whisky. Der erste Schluck war ein Schock, aber machte Lust auf mehr. Der zweite fühlte sich warm und wohlig an. Ich war angekommen auf Islay.

Von nun an hatte mich dieses Thema nicht mehr losgelassen. Recherche und ein kleines Fachgeschäft in Hamburg machten es perfekt. Ich lies mich beraten, nannte meine "bescheidenen" Erfahrungen und was ich mir geschmacklich vorstellte. Vorgeschlagen bekam ich den Bowmore 12 Enigma. Bis heute ist dieser Whisky fester Bestandteil in meinem Regal und ich bin traurig, dass er ersetzt wird. Aber bis dahin werde ich mir noch ein paar Flaschen besorgen.

Bis heute habe ich, ja ich bin etwas verrückt, weil ich alles in einer Excel-Tabelle dokumentiere, über 70 verschiedene Whiskys probiert. (ja, da geht noch einiges) Und mit der Zeit hat sich der Geschmack so verändert, dass ein Glenfiddich 12 Jahre relativ lau erscheint, aber für jeden Einsteiger, meiner Meinung nach, die Empfehlung ist.







Donnerstag, 27. März 2014

NAS - Ein Trend in der Whisky-Branche?

Wofür steht NAS eigentlich?

NAS ist die Abkürzung für "No Age Statement", übersetzt so viel wie "ohne Altersangabe". Für mich haben bisher Whisky und Altersangabe zusammengehört. Doch ich möchte einmal dem Thema auf den Grund gehen und erläutern, wieso dies ein aktueller Trend ist.

Entwicklung und Folgen

Es hat sich bei Whisky so etabliert, dass man mit höherem Alter des Whiskys auch gleichzeitig einen höheren Preis, folgedessen mehr Qualität, erwartet. Dies ist in vielen Fällen natürlich der Fall, denn es ist mehr als logisch, dass eine längere Reifung im Fass auch mehr Aromen und Komplexität mit sich bringt, aber natürlich auch mehr Kosten, u.a. bezogen auf Lagerung.

In den letzten Jahren ist der Scotch Whisky Konsum um ein vielfaches gestiegen und gerade das Thema Lagerung ist hier interessant. Wenn man bedenkt, dass schon ein 12-jähriger Whisky, von heute (2014) ausgehend, in 2002 destilliert wurde, dann steckt da ein großes Maß an Planung hinter, zu überlegen wie viel Whisky wohl in der Zukunft konsumiert wird. Und so langsam kommen wir an den Punkt, wo die Fässer in den Lagerhäusern knapp werden. Man will die Kunden natürlich nicht vor den Kopf stoßen und muss dann überlegen, wie man diesem Problem etwas entgegenwirkt. Denn wenn heute größere Mengen destilliert werden, weiß niemand, wie es in 12, 15, 20 Jahren aussieht.

Für die Brennereien bieten die NAS Whiskys nun mehr die Möglichkeit Kunden zu bedienen, wenn Lieferengpässe mit bestimmten Abfüllungen entstehen. Geprägt vom Wissen um die Qualität von Whiskys älterer Jahrgänge, würde es auch Sicht des Marketings nicht funktionieren, etwas unterhalb von 10 Jahren zu verkaufen. "Ein 7-jähriger Macallan, das kann nicht schmecken." Die Einführung von NAS erlaubt es sämtliche Whiskys zu verwenden, sowohl alt, als auch jung und daraus neue Abfüllungen zu schaffen. Und diese sind bei weitem nicht schlecht, man kann hier als preiswertes Beispiel den Smokehead, oder aber im höheren Segment, den Glenmorangie Signet heranziehen. Dies sind nur zwei von vielen Beispielen, die ich hier anführen möchte.

Bedenken in Fachkreisen

Die NAS-Abfüllungen werden sehr kritisch beäugt. So kann man natürlich schlichtweg sagen, dass es sinvoller wäre einen Whisky weitere sechs Jahre reifen zu lassen, statt ihn mit 9 Jahren bereits zu verwenden. Aber genauso würde der Verbraucher auf die Barrikaden steigen, wenn die Auswahl immer kleiner wird und die Preise anziehen. Angebot und Nachfrage bestimmen letztendlich wie die Firmen wirtschaften, das ist nicht nur in der Whisky-Branche der Fall.

Mein Fazit

Ich habe hier in Kürze versucht die Problematik einmal aufzugreifen und im Ansatz zu erläutern. Persönlich bin ich der Meinung, dass NAS-Whiskys eine logische Konsequenz des gestiegenen Konsums sind. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Qualität hoch und die Preise angemessen bleiben. Es wäre auch denkbar mehr Transparenz einzuführen, welche Whiskys in einer NAS verwendet wurden. Es ist niemandem geholfen, die sowieso wenigen Fässer zu bunkern und dann am Ende einen 18-jährigen Whisky zu haben, der 1. sehr teuer, 2. dadurch zum Sammlerobjekt und 3. letztendlich nicht getrunken wird.