Dienstag, 14. April 2015

Buchrezension: 101 Whiskys die man probiert haben muss



Der Whisky-Liebhaber kennt sie, die Bücher mit unzähligen Vorschlägen an Whiskys, die zum Must-Drink zählen. Und diese Gemeinsamkeit haben sie alle: uns wird eine subjektive Auswahl an Whisky vorgeschlagen, der dem Autor nach zu den besten gehört. Zu diesen Büchern gehört auch "101 Whiskys die man probiert haben muss" von Örjan Westerlund.

Örjan Westerlund ist Schwedens bekanntester und meistgelesener Autor zum Thema Whisky und wird für seinen humorvollen und hochinformativen Schreibstil geschätzt, der Einsteiger und Kenner gleichermaßen anspricht. Er engagiert sich auf vielfältige Weise in der Welt des Whiskys, so ist er zum Beispiel Mitglied der Whisky-Jury beim Stockholmer Bierund Whisky-Festival und leitet Hunderte von Whisky- und Bierproben. Nach dem Buch "Whisky. Geschichte, Herstellung und Genuss" erscheint mit "101 Whiskys die man probiert haben muss" bereits sein zweites Whisky-Buch im Verlag h.f. ullmann.

Nun stellt sich, berechtigterweise, die Frage, ob man wirklich ein weiteres Buch braucht, in dem Whiskys vorgestellt werden. Rein objektiv betrachtet sage ich: nein. Was aber hebt dieses Buch von anderen Büchern ab? Insgesamt ist das Buch von der Größe her handlich, nicht zu dick und schwer, und schön strukturiert aufgebaut. Tatsächlich stehen die 101 Whiskys im Fokus, welche alphabetisch geordnet sind. Auf einer Doppelseite findet man auf der linken ein Foto des Whisky und auf der rechten die dazugehörige Beschreibung, gegliedert nach Aroma, Geschmack und Abgang. Rechts unten ist dann Platz für eigene Notizen gelassen. Das Besondere an der Beschreibung Westerlunds ist vorallem seine subjektive Ehrlichkeit, was einen gewissen Humor zufolge hat, wenn z.B. ein Talisker Distillers Edition im Aroma mit "säuerlicher Geruch von Wischlappen" beschrieben wird (siehe Bild) Man darf nicht erwarten, dass so etwas in jeder Beschreibung steht, aber das macht es sehr lesenswert. Die Mischung der vorgestellten Whiskys reicht von absoluten Standardabfüllungen bis hin zu welchen, die etwas teurer/exklusiver sind, aber noch zu bekommen. Natürlich ist diese Auswahl subjektiv, aber insgesamt gut durchdacht. Die Abfüllungen sind alles Originalabfüllungen und keine Unabhängigen. Persönlich kann ich die Auswahl begrüßen, hätte aber sicherlich selbst einige andere Abfüllungen gewählt. Es werden nicht nur schottische Vertreter, sondern auch Internationale vorgestellt, so dass die gesamte Bandbreite abgedeckt wird. Am Ende gibt es ein kleines Whisky-ABC, wo wichtige Begriffe aus der Welt des Whisky erklärt werden.

Ich denke der versierte Whisky-Liebhaber wird diesem Buch nicht allzu viel abgewinnen können, aber für Einsteiger ist es durchaus ein sehr nettes Präsent, verbunden mit einer der darin enthaltenen Flaschen. Wer sich intensiv mit Whisky beschäftigt, wird viele der Abfüllungen schon kennen, so dass sich das Buch nicht mehr lohnen würde.

 Das Buch ist gebunden, umfasst 224 Seiten und ist insgesamt sehr wertig aufgemacht. Der Preis von 12,99€ ist absolut fair und angemessen.

Weitere Infos gibt's auf der Verlags-Website


Ich bedanke mich beim Verlag h.f. ullmann für das Rezensionsexemplar.

Freitag, 10. April 2015

Wo ist sie hin, die Qualität?!

Moin Moin ihr Lieben,

angeregt von ein paar Diskussionen in der letzten Zeit zur Qualität von älteren Abfüllungen im Vergleich zu neueren oder auch den Ersatz von Abfüllungen mit Altersangabe durch NAS möchte ich einfach mal ein paar Gedanken dazu loswerden.

In Bezug auf die Qualität von Whisky sollte man zunächst differenzieren, was man unter Qualität direkt versteht. Es gibt verschiedene Arten, wie sich Qualität ausdrückt und komplett nüchtern, ohne Wertung betrachtet, ist die Qualität von heutigem Whisky auf rein technischer Ebene der Herstellung auf einem Niveau, was deutlich über Abfüllungen aus 70er-, 80er-, 90er-Jahren liegt. Herstellungsprozesse sind so sehr optimiert und die Verfahren bei der Destillation auf einem konstanten, messbaren und wiederholbarem Level, wie nie zuvor. Das ist insgesamt nicht verwunderlich, denn technischer Fortschritt hat auch hier Einzug gehalten. Vielleicht ist aber gerade dieser technische Fortschritt das Problem, dass es keine „Ecken und Kanten“ mehr gibt. Es geht vielmehr um Reproduzierbarkeit von aktuellen Ergebnissen, was nur durch einen hohen Einsatz an Technik machbar ist. Ich würde dies zusammengefasst als objektive Qualität betrachten, welche tatsächlich über Jahre hinweg verbessert wurde.

Aber lassen wir das technische Gefasel außen vor, die ständige Überprüfung von Temperaturen, automatische Regelungen, Anpassungen, Optimierungen, dann kommen wir auf eine Ebene, die ich als subjektive Qualität bezeichnen würde und dort geht es dann um den Geschmack, den Geruch, allgemein die Sensorik. Und hier wird schnell deutlich, dass neuere Abfüllungen oftmals nicht so viel Ausstrahlung haben, wie ältere. Woran das liegt? Auch das ist nicht zu 100% zu beantworten, aber ich würde behaupten, dass es daran liegen mag, dass früher die extreme Betrachtung des Herstellungsprozesses nicht so ausgeprägt, so stilisiert gewesen ist, wie heute. Weniger Perfektionismus, mehr Handwerk, nur so bekommt man auch „Ecken und Kanten“. Und ob Alter oder NAS, das wäre beides vollkommen egal, wenn sich die Brennereien auf alte Traditionen zurückbesinnen würden bzw. könnten. Den Riegel schieben die großen Konzerne vor, bei denen in erster Linie die Zahlen stimmen sollen. Ob dort ein paar Maltheads auf der Strecke bleiben, sorry, aber das ist denen egal. Ob der Talisker 10 Jahre anders schmeckt als vor 20 Jahren, pffft, drauf g’schissen, solange er gekauft wird. Und ob eine Altersangabe einem NAS weichen muss? Dann ist das so, denn statt des Talisker 10 gibt's dann den Skye und der wird, solange es ihn gibt, immer (sehr) gleich schmecken, der Technik sein Dank.

Es gibt natürlich auch heute noch genug Abfüllungen, die super schmecken, darauf will ich auch nicht hinaus, nur hat ein genereller Wandel stattgefunden für den häufig die Brennereien nichts können. Wir sollten die Qualität immer differenziert betrachten, wobei es unumstritten ist, dass der Whisky schmecken muss. Ähnliche Beispiele kennen wir genug z.B. wenn es um Bier geht. Beck’s, Holsten & Co. sind nicht zu vergleichen mit einer Handwerkskunst eines kleinen bayrischen Brauers (verzeiht, es gibt natürlich auch außerhalb Bayerns tolles Bier), der aber auch keine 2,3 Millionen Hektoliter im Jahr produziert. Dafür kann man sicher sein, ein Beck’s überall mit gleichem Geschmack zu bekommen. 
Hier heißt es Masse statt Klasse, wobei ich mir das häufiger anders herum wünschen würde.

Mittwoch, 1. April 2015

Schottland-Krimis von Mara Laue

Hallo ihr Lieben,

vom Goldfinch Verlag habe ich drei Schottlandkrimis von Mara Laue erhalten, die ich euch hier jeweils in einer Kurzkritik vorstellen möchte. Vorab gibt's die Inhaltsangabe, die es auf der Website des Verlags zu finden gibt. Ich möchte mich auf jeden Fall beim Verlag für die Rezensionsexemplare bedanken. Unter http://www.goldfinchverlag.de findet ihr weitere Infos zu den Büchern und könnt diese auch dort direkt bestellen.




Worum geht es bei Singleton Soul?

Ein schlechtgehendes Büro für Privatermittlungen, eine kürzlich erfolgte Scheidung und obendrein ein undurchsichtiger Ex-Söldner als Mieter – Rowan Lockharts Neustart in Edinburgh ist nicht einfach. Da kommt ihr der Brief von Captain Finn Macrae gerade recht, indem er sie mit der Überwachung seiner Frau beauftragt.
Doch bevor Rowan mit ihm Kontakt aufnehmen kann, ist Macrae tot: Selbstmord. Er soll militärische Geheimnisse verraten haben. Obwohl die Beweise für seine Schuld erdrückend sind, beginnt Rowan nachzuforschen und sticht damit in ein Wespennest – mit gefährlichen Folgen.

Die Kritik:

Bei Mara Laues Singleton Soul handelt es sich um einen klassischen Kriminalroman in der Tradition von Agatha Christie u.a. Dazu kommen Elemente einer Spionageerzählung und nebenbei ist außerdem eine Romanze eingeflochten. Die Charaktere sind klar gezeichnet und insbesondere die Protagonistin mit ihrem japanischen Hintergrund kann in ihrer Darstellung überzeugen. Aber auch die Nebencharaktere sind deutlich strukturiert. Die Handlung ist bis zum (nicht unbedingt überraschenden) Ende hin spannend. Dass das Ende auf den letzten 30 Seiten des Romans absehbar ist, ist der Qualität des Romans jedoch nicht abträglich. Insgesamt überzeugt Singleton Soul in vollem Umfang und ist etwas für Fans von klassischen Detektiv-Geschichten. Einziger Wermutstropfen: bei den Schilderungen der schottischen Trinkgewohnheiten könnte der Eindruck entstehen, dass es in Schottland üblich und möglich ist, auch noch mit 3,0 Promille Auto zu fahren.

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Worum geht es bei Dalmore Jazz?

Eine gestohlene Whiskyflasche, eine Leiche und ein dunkles Geheimnis. Der Edinburgher Jazzband »Dalmore Jazz« wurde ihr Glücksbringer gestohlen, eine alte Flasche Dalmore-Whisky. Der Verdacht fällt auf Kyle Saunders, ein besessener Fan aus Amerika. Da die Polizei ihm nichts beweisen kann, engagiert die Band die Privatermittlerin Rowan Lockhart, um die Flasche zu finden.

Kurz darauf wird Kyle Saunders ermordet. Rowan, die längst festgestellt hat, dass die ganze Band etwas verbirgt, gräbt tiefer in deren Vergangenheit und kommt damit jemandem in die Quere, der unter allen Umständen verhindern muss, dass sein Geheimnis entdeckt wird.

Die Kritik:

Während Mara Laues Roman Singleton Soul noch zu begeistern wusste, und einen Vergleich stellt man hier automatisch an, fällt Dalmore Jazz leider deutlich ab und kann nicht direkt überzeugen. Dies liegt zum einen an dem meiner Meinung nach recht weit hergeholten Plot, der zunehmen irreal wirkt, zum anderen an der Protagonistin, die hier in ihrer Perfektion unglaubwürdig wirkt. Rowan Lockhart erweist sich zu sehr als ein „Superweib“, das alles kann, alles weiß und jedem überlegen ist. Es wird eine gewisse Arroganz deutlich, die dem Leser eher etwas distanziert, als sich ihn zu greifen. Insgesamt ist es sehr schade, da der Vorgänger sehr lesenswert gewesen ist und die Charakterzeichnung von Rowan Lockhart deutlich gelungener war.

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Worum geht es bei Talisker Blues?

Kieran MacKinnon saß zwanzig Jahre im Gefängnis wegen Mordes an seiner Freundin. Völlig betrunken soll er sie eines Nachts am Strand erstochen  haben, die Beweise sprechen dafür, er kann sich an nichts erinnern.
Jetzt kehrt er zurück in seine Heimat auf die Insel Skye und versucht, sich ein neues Leben aufzubauen. Doch bald darauf wird wieder eine Frauenleiche gefunden. Und wie damals liegt eine Whiskyflasche mit Kierans Fingerabdrücken neben ihr …

Die Kritik:

Talisker Blues gehört wieder zu den gelungenen Romanen und reiht sich direkt hinter Singleton Soul ein. Er ist von Anfang an spannend, das Ende ist nicht vorhersehbar und kommt überraschen daher. Der Leser ist bis zum letzten Moment gefesselt und leidet mit Kieran MacKinnon mit. Etwas störend ist jedoch die sich zu rasant entwickelnde Liebesbeziehung zwischen ihm und Catie MacDonald, die an manchen Stellen doch recht kitschig wirkt. Insgesamt ist Talisker Blues aber ein sehr unterhaltsames und lesenswertes Werk, das einen guten Einblick in die Seelen der Inselbewohner vermittelt.

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Fazit:

Mara Laue hat uns mit den drei Krimis tolle Geschichten geliefert, die es in jedem Fall wert sind gelesen zu werden. Auch wenn mich Dalmore Jazz persönlich nicht so sehr überzeugen konnte, ist es keineswegs ein schlechter Roman.